Augsburg, 09.10.2008 ( pca ) . Mark ist 12 Jahre alt. Er liegt im Krankenhaus – nicht wegen eines Verkehrsunfalls. Er hatte sich beim Kampftrinken mit seinen Kumpeln mit Whisky und Wodka so ‚zugedröhnt’, dass er das Bewusstsein verlor. Mark, dessen Name hier geändert wurde, ist leider kein Einzelfall. Immer wieder werden Kinder und Jugendliche in die Kinderklinik oder in die Notaufnahme des Zentralklinikums eingeliefert. Früher wurden die Jugendlichen nach medizinisch notwendiger Behandlung nach Hause entlassen.
Das hat sich in Augsburg nun geändert. Die Kliniken rufen in solch einem Fall bei Thomas Wolsch an. Er ist bei der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der Caritas in Augsburg für das HaLT-Projekt verantwortlich. HaLT heißt „Hart am Limit“. Ziel des Projektes, das vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegeben wurde und vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz umgesetzt wird, ist es, mit Jugendlichen nach einer Alkoholvergiftung so schnell wie möglich in Kontakt zu treten, um einen weiteren Folgemissbrauch zu verhindern. „Wir müssen schnell sein, denn die Folgen des Zusammenbruchs werden schnell vergessen, zumal die medizinische Behandlung die körperlichen Folgen des Alkoholmissbrauchs wie starke Übelkeit und Schmerzen mindert“, sagt Wolsch.
Seit Juli 2008 läuft das Projekt in Augsburg. Inzwischen konnte Wolsch, zehn Jugendliche begleiten. Der jüngste war erst 12, die anderen waren zwischen 13 und 15 Jahre alt. Nur ein geringer Teil von ihnen hat Eltern, die selber Probleme mit Alkohol haben. „Die meisten von ihnen sind eigentlich ganz brave Mädchen und Jungs ohne familiäre Vorbelastungen“, erzählt Wolsch. „Aber leider kommt es auch hier unter Freunden zu einem vermeintlichen Happening mit Alkohol.“
Im Krankenhaus führt Wolsch zunächst mit dem Jugendlichen ein so genanntes Brückengespräch. Dabei erklärt er ihm das Projekt. Gleichzeitig gibt er dem Jugendlichen die Chance zu erzählen, warum es zum Alkoholmissbrauch gekommen ist. Trinkt er regelmäßig oder war es nur ein Ausrutscher? „Manche tun es als spannendes Erlebnis ab, wenn ich ihnen aber verdeutlichen kann, dass sie durch ein weiteres Missgeschick auch hätten sterben können, fangen sie an darüber nachzudenken, ob das Rauscherlebnis dies eigentlich wert ist.“ Kurze Zeit später folgt das Elterngespräch, um die Familien mit einzubeziehen. Die meisten Eltern seien dankbar für die Unterstützung. „Mir muss es gelingen, bei den Jugendlichen und den Eltern das Risikobewusstsein zu schärfen“, erläutert Wolsch. „Wenn ich nur sagen würde, trinkt nicht mehr so viel, würden sie mich nur auslachen.“
Nach den ersten Beratungsgesprächen folgt im Rahmen einer Gruppe der so genannte „Risikocheck“. Dahinter verbirgt sich ein erlebnispädagogischer Tag z. B. im Klettergarten oder beim Kanu-Fahren . Hierbei kann der Jugendliche sich noch einmal mit dem eigenen Risikoverhalten auseinandersetzen und es besser einschätzen lernen. „Es ist nämlich besser, rechtzeitig zu helfen und dadurch weitere ‚Abstürze’ zu verhindern“, so Wolsch.
Infos:
HaLT – die Antwort auf schädlichen Alkoholkonsum. Das Bundesmodellprojekt Hart am Limit wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit von der Villa Schöpflin in Lörrach gemeinsam mit Praktiker/innen aus Präventionseinrichtungen in ganz Deutschland entwickelt. Die bayernweite Umsetzung des HaLT-Projektes wird durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz gefördert und von der Bayerischen Akademie für Suchtfragen in Forschung Praxis BAS e.V. koordiniert. Weitere Informationen zum HaLT-Projekt in Bayern sind unter www.bas-muenchen.de zu finden.
Kontakt:
Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Augsburg Stadt
des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg e.V.
- Projekt HaLT (Hart am Limit) -
Ansprechpartner: Thomas Wolsch
Auf dem Kreuz 41
86152 Augsburg
Tel. 0821 – 3156- 432
Fax: 0821 – 3156-400
Mobil: 0170 – 22 54 816
E-Mail: halt@caritas-augsburg.de