Augsburg, 11.02.2014 (
pca
).
Wie sieht die soziale Realität in Augsburg und im Landkreis wirklich aus? Das
wollte Augsburgs Bischof Dr. Konrad
Zdarsa
aus erster
Hand wissen und besuchte deshalb den Caritasverband für die Stadt und den
Landkreis Augsburg e. V. in der Depotstraße. Für den Caritasverband und seinem
Geschäftsführer Dr. Walter
Semsch
war es eine
wichtige Gelegenheit, die verschiedenen Dienste, Angebote und Hilfen
vorzustellen, „wo wir als Kirche aktiv dem Menschen in Not dienen“.
„Wir leben zwar in einer reichen Stadt, aber
hinter den Mauern sieht die Wirklichkeit oft ganz anders aus“, sagte Dr.
Semsch
. Waltraud Trinker vom „
Bobinger
Tisch“ stellte sich mit zehn weiteren von insgesamt 30 ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Fragen des Bischof. Rund 4.800 Stunden
hätten sie in 2013 dort gearbeitet, Lebensmittel in Empfang genommen, sortiert
und ausgegeben, erzählte Trinker. Insgesamt würden rund 400 Personen pro Woche in
Bobingen versorgt. Immer mehr junge Leute, Familien mit Kindern kämen zum „
Bobinger
Tisch“. Viele nutzten das Angebot, auch um Geld
für den Strom sparen zu können. Bischof
Zdarsa
zeigte
sich betroffen. „Man wird da schon befangen, wenn man das hört, und selber
nicht den Euro umdrehen muss“, sagte er.
Erstaunt zeigte sich der Bischof auch darüber,
dass täglich rund 250 Menschen die Kleiderkammer besuchen und nach passender
Kleidung stöbern. Auch der Möbelverkauf werde rege genutzt, so Dr.
Semsch
. Dass immer Ware vorhanden sei, dafür sei die
Caritas all den Menschen sehr dankbar, die ihre noch sehr gut erhaltene
Kleidung und Möbelstücke in die Depotstraße bringen. „Das sind etwa 60 Autos
pro Woche.“
„Wir haben es nie nur meinem isolierten
Problem zu tun“, erläuterte Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Pfarrer Dr.
Andreas
Magg
. „Wir schauen die Menschen als Menschen
an, prüfen, welche Probleme er hat und dann vermitteln wir die nötigen
verschiedenen Hilfen.“ Dieser Dienst der Kirche durch die Caritas setze eine
Vernetzung der verschiedenen Dienste und Hilfen voraus. So nahm sich der
Bischof Zeit für einen umfassenden Informationsaustausch über die wachsende
Zahl von Betreuungen, die Hilfen der Seniorenfachberatung oder der Offenen
Behindertenhilfe, die mitunter tragischen Hintergründe von Überschuldung und
Insolvenz, die ehrenamtlichen Kurberatungen und das Ausbildungsprojekt „Junges
Augsburg“.
Besonderen Mut zeigten die Klienten des
Abbé-Pierre-Zentrums für suchtkranke Menschen. Sie versteckten sich nicht vor
dem Bischof, sondern berichteten mit Stolz und neuem Selbstbewusstsein darüber,
wie viel Brennholz sie sägen, dass sie Holztruhen neu bemalen und
Arbeitsaufträge aus der Industrie abwickeln. „Dass ist ganz wichtig für sie, um
ihrem Alltag wieder einen regelmäßigen Rhythmus zu geben und einen neuen Sinn
im Leben zu finden“, betonte die Ordensschwester Dorothée Maier, die im
Abbé-Pierre-Zentrum für die Caritas mitarbeitet.
Dass die Caritas die Vernetzung auch mit den
Pfarrgemeinden suchen, das betonten Caritas-Vorsitzender Stadtpfarrer Karl Mair
und Geschäftsführer Dr. Walter
Semsch
. Ohne die
vielen Ehrenamtlichen könnten nämlich viele Dienste wie zum Beispiel der „
Bobinger
Tisch“ geleistet werden. „Das ist ein ganz
wichtiges Merkmal“, antwortete der Bischof. „Denn die Caritas darf nicht als
Entlastungsstation begriffen werden, jeder ist gefordert.“