Graben, 25.09.2013 (
pca
).
Am Ende waren alle sehr angetan. Manfred
Agnethler
vom Lehrstuhl für Humangeographie und Geoinformatik der Universität Augsburg
und seine Studenten haben mit der Sozialraumanalyse der Gemeinde Graben im
Lechfeld sehr interessante und sehr detaillierte Daten erfasst und ausgewertet.
Nachdem
Agnethler
die Ergebnisse der Analyse den
Gemeinderäten bei einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung vorgestellt
hatte, sagte Bürgermeister Andreas Scharf: „Diese Analyse bietet uns für die
nächsten Jahre ganz wichtige Hilfestellungen für unsere
Zukunftsentscheidungen.“ Und für das dreijährige Inklusions- und
Sozialraumprojekt „Wir – DAHEIM in Graben!“ stelle die Analyse einen sehr
wichtigen und überzeugenden Wegweiser dar. Die umfassende Analyse konnten
Diözesan-Caritasdirektor Pfarrer Dr. Andreas
Magg
und
der Wissenschaftler Manfred
Agnethler
am Dienstag dem
Bürgermeister überreichen.
25.000 Euro kostet die Sozialraumanalyse, die
der Caritasverband für die Diözese Augsburg mit finanzieller
Unterstützung der Aktion Mensch in Auftrag gegeben hatte. Sie ist ein
großer Baustein am Anfang des Projektes „Wir – DAHEIM in Graben“ unter der
Federführung der Caritas, das im diesem Frühjahr gestartet
worde
war. Was der Geograph
Agnethler
in seinem
eineinhalbstündigen Vortrag vorstellte, ließ keinen Zweifel daran aufkommen,
dass sich die Investition gelohnt hat. Dabei stellte er nur einen
Teil der Ergebnisse vor.
Die Datengrundlage besteht nicht nur aus den
519 von 1.730 Fragebögen, die beantwortet wurden. Auch Einwohnermeldedaten
wurden soweit möglich mit eingearbeitet. „Unsere Daten sind also verlässlich“,
unterstrich
Agnethler
. Er und sein Team
untergliederten den Ortsteil Graben in vier in etwa ähnlich große aber von der
Bevölkerungszahl unterschiedliche Sozialräume und diese jeweils in
insgesamt acht
kleingliedrigere
„räumliche
Nachbarschaften“ und den Ortsteil Lagerlechfeld-Nord in drei Sozialräume und in
fünf „räumliche Nachbarschaften“ Die Ergebnisse der Rückmeldebögen – wobei eine
Frage von insgesamt 24 Fragen des versandten Fragebogens schon allein 100
Seiten in der Detailauswertung erforderte – wurden dann über diese
Untergliederungen gelegt.
Was dabei herauskam, ist in der Tat spannend
– sowohl für Vera Lachenmaier vom Büro Inklusives Graben wie auch für die
Gemeindepolitiker. So betrachtete
Agnethler
zunächst
die allgemeine Bevölkerungsentwicklung. Demnach hatte Graben am 1. Dezember
2012 eine Gesamtbevölkerung von 3.655 Einwohnern mit 664 Personen älter als 65
Jahren. Bis 2021 wird der Anteil der Menschen mit 65 Jahren und älter um 37
Prozent zunehmen, während die 18- bis 65-jährigen um 2,7 Prozent mehr werden
und die unter 18-jährigen um elf Prozent abnehmen werden. Die Zahl der
Hochbetagten ab 75 Jahren werden von derzeit 174 Personen auf etwa 300
anwachsen.
Die sozialräumliche und nachbarschaftliche
Untergliederung zeigt dann auf, wo in Graben die Bevölkerung sich wie
entwickeln wird, wo mehr alte Menschen sein werden als in den anderen und
wo pflegebedürftige Menschen leben. Detailliert konnte
Agnethler
ebenfalls
aufzeigen, wo in der Gemeinde barrierefreie Zugänge bestehen und wo nicht. „Das
sind wichtige Daten für das Projekt wie auch die Gemeinde“, unterstrich
Agnethler
. „Jetzt wissen Sie, wo Probleme bestehen oder
entstehen können“
Die Sozialraumanalyse fragte auch nach, wo
jemand in der Nachbarschaft bereits helfe oder wer sich vorstellen könne zu
helfen. Diese Ergebnisse wurden über die Daten der Hilfebedarfe gelegt. So kann
man erkennen, in welcher Nachbarschaft ausreichendes Hilfepotential prinzipiell
vorhanden ist und wo nicht. Doch die Analyse bot noch mehr. Betrachtet man die
Lebensstiltypologie in den Sozialräumen, findet man sehr schnell heraus, wer
wie lebt, ein hohes oder niedriges Monatseinkommen hat oder sich sozial in
irgendeiner Art und Weise engagiert, wer konservativ, aufstiegsorientiert oder
liberal ist .
Letzter Punkt verdient besonderes Interesse.
„Denn ein Konservativer muss und will anders angesprochen werden als ein
Liberaler“, erläutert Peter Hell vom Diözesan-Caritasverband. Dies sei von
zentraler Bedeutung, wenn man Ehrenamtliche gewinnen will.