Aber genau diese zehn Meter können fehlen, wenn ein Mensch auf die Straße tritt oder ein Auto den Verkehr kreuzt. Für einen sinnvollen Konsum von Alkohol warben deshalb Polizei, Verkehrswacht und das HaLT-Projekt (Hart am Limit) des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg e. V. gemeinsam am Aichacher Stadtplatz am Freitag Nachmittag bis in die Abendstunden hinein.
Anlass war die Aktionswoche Sucht der Deutschen Hauptstelle Sucht (DHS), die unter dem Motto stand "Alkohol? Weniger ist besser!". "Infos sind wichtig, denn viele wissen gar nicht, wie sich der Alkohol in ihrem Körper auswirkt", sagte Tanja Brachmann vom HaLT-Projekt der Caritas, das sich gezielt an Kinder und Jugendliche richtet.
Polizeihauptkommissar Helmut Beck, Verkehrssachbearbeiter der Polizei für den Landkreis Aichach-Friedberg, macht auch immer wieder diese Erfahrung, auch bei Erwachsenen. Gemeinsam mit der Verkehrswacht stellte die Polizei deshalb die Fahrsimulatoren für Auto und Motorrad auf. Beim ersten Mal "fährt" man ohne jeglichen Alkoholeinfluss. Der Unfall kann auf dem Bildschirm wegen der schnellen Reaktionszeit vermieden werden. Dann schaltet man die Promille-Grade dazu. "Wer diese Alkoholsimulation hier testet, der ist dann immer erstaunt, welche Konsequenzen es hat, zu viel Alkohol zu trinken und sich dann ans Steuer zu setzen", sagt Beck. Eine Sekunde verlängert nämlich schon bei 37 km/h den Anhalteweg von 26,10 m auf 35,77 m, wie es die Auswertung am Bildschirm zeigt.
Wie Alkohol das Sehen verändert, das konnte man am Go-Kart erleben. Rauschbrillen, die 0,8 oder 1,3 Promille simulieren, machten es den Fahrern wie einem 13-jährigen Jungen ziemlich schwer, die abgesteckte Strecke so zu fahren, dass man nirgendwo aneckte, zurückstoßen und schließlich langsam fahren musste.
Dieser 13-jährige Junge wollte es wissen, wie es sich unter dem Eindruck der Rauschbrille, die 0,8 Promille simulierte, Go-Kart fahren lässt.Bernhard Gattner
"Ist es wirklich so?", fragten Jugendliche Tanja Hartmann und ihre Kolleginne Kristina Motzet sowie Claudia Kling von der Caritas. Andere meinten, sie hätten ihren Rausch nicht so heftig erlebt. Diese Erfahrung täusche, meinte Brachmann dazu. Die Veränderung im Sehverhalten falle nur nicht mehr so auf, weil der Alkohol nicht nur wie mit der Rauschbrille im nüchternen Zustand nur Einfluss auf den Sehnerv ausübe. "Der Alkohol wirkt sich im ganzen Körper aus und enthemmt dadurch", erklärt sie den Unterschied.
Es muss nicht immer Alkohol sein, wenn man Spaß haben will. Darauf wollte das HaLT-Team hinweisen und mischten die alkoholfreien Cocktails Paradies-Vogel und den Frische-Kick. Brachmann war überrascht, als Mädchen ihr sagten, dass doch Alkohol dabei sei. "Dem ist aber nicht so." Die Einschätzung der Mädchen zeige ihr aber, "dass sie den Alkohol eigentlich nicht brauchen".
Gemeinsam mit Helmut Beck zeigte sie sich am Ende froh über das rege Interesse, vor allem aber, dass alle, die am Stand vorbei schauten, "sehr viel für sich mitgenommen haben und auch gelernt haben, wo ihre Grenzen sind."
Info:
Der Paradies-Vogel besteht aus Orangensaft, Curacao, Mandelsirup und Zitronensaft.
Der Frische-Kick besteht aus Kirschsaft, Limettensirup und Gingerale.