Weilheim und Schongau hatten schon einen Tafelladen. Aber auch Peißenberg hatte einen Bedarf. „Wir wollten dieses Projekt dort nicht allein, sondern gemeinsam mit den Pfarreien starten“, so Riedl. Daraus entstand schließlich der „Peißenberger Gabentisch“ unter dem Dach der katholischen Pfarrgemeinden und der evangelischen Gemeinde gemeinsam mit dem Caritasverband. Am 11. Oktober 2006 war der ökumenische Aussendungsgottesdienst gefeiert worden. Nun feierten 68 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des ‚Gabentischs‘ und ihre Gründerväter am Donnerstagabend gemeinsam eine ökumenische Dankandacht im Caritas-Seniorenzentrum St. Ulrich in Peißenberg.
Seit 2006 versorgen nun Frauen und Männer in Peißenberg bedürftige Menschen, alte und junge,
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Peißenberger Gabentischs trafen zu ihrem zehnjährigen Jubiläum bei einer gemeinsamen ökumenischen Dankandacht. Vorne auf den Stühlen sitzen die Gründungsväter: (v.li.n.re.) Der evangelische Pfarrer Rainer Mogk, Hans-Peter Hösle, Mitglied des Leitungsteams, Achim Gerbig, damals Geschäftsführer des Caritasverbandes im Landkreis und Marinus Riedl, zuständig bei der Caritas für die gemeindeorientierte Sozialarbeit. Diakon Stefan Reichart, der in 2006 für die katholische Pfarrei St. Barbara in Peißenberg den Gabentisch mitbegründete, konnte aus dienstlichen Gründen erst später zur Feier dazu stoßen.Bernhard Gattner
alleinstehende und Familien. 117 Ausweise sind derzeit als Berechtigungsscheine ausgegeben. Dahinter verbergen sich aktuell 259 Menschen, darunter 78 Kinder unter 14 Jahren. Gertraud Eiglmaier, Rentnerin, die von Anfang an mitarbeitet, nennt sie nicht Bedürftige, sondern ihre „Kunden“. Hans-Peter Hösle, ebenfalls seit 2006 mit dabei und Mitglied des Leitungsteams, vermutet, dass die Dunkelziffer recht groß sei und es eigentlich mehr Berechtigte gebe. Es sei für niemanden leicht, zur Gemeinde oder zur Caritas zu gehen und dort seien wirtschaftlichen Verhältnisse zu offenbaren, um einen Berechtigungsausweis zu erhalten. „Viele schämen sich zu sehr“, so Hösle, „und melden sich deshalb nicht“.
Die meisten, die 2006 anfingen, den Gabentisch aufzubauen, sind auch heute noch dabei. Ihr Antrieb: „Wir wollten und wollen diesen Menschen mit Lebensmitteln unterstützen. Deshalb machen wir diese Arbeit. Und wir machen sie sehr gerne für sie“, so Hösle. Von den derzeit insgesamt 68 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer. Zwei Drittel davon sind bereits im Ruhestand, ein Drittel ist berufstätig.
Jeden Dienstag sammeln vor allem Männer Lebensmittel von den unterschiedlichsten Geschäften in Peißenberg und Umgebung ein. Am Mittwoch verteilen dann die eingeteilten Teams im Pfarrheim der katholischen Pfarrgemeinde St. Barbara die Lebensmittel Woche für Woche jeweils an etwa 60 Ausweisberechtigte. „Man kennt sich“, so Eiglmaier. „Es sind viele gute Kontakte entstanden. Unsere Kunden freuen sich auf uns und wir auf sie.“ Inzwischen kenne man auch einzelne Vorlieben. „Wenn etwas bei den Lebensmitteln dabei ist, heben wir es schon für die entsprechende Person auf.“
Der „Peißenberger Gabentisch“ lebt davon, „dass wir Gaben erhalten und diese Gaben weitergeben“, so der evangelische Pfarrer Rainer Mogk. Auch er war ein Gründungsmitglied. Insofern sei der Name genau richtig, auch wenn man sich damals in 2006 erst an den Namen gewöhnen musste und an anderen Orten überall „Tafeln“ entstanden. Alle, die beim Gabentisch mitmachen, würden nach einem Prinzip Jesu leben, das heute als Tipp zum Glücklichwerden auch für Manager angeboten werde. „Helfen Sie Ihren Mitmenschen, denn was sie stärkt, macht einen selbst glücklich.“ „Selig, glücklich“, so Pfarrer Mogk, „sind die, die anderen helfen und von ihrem Überfluss abgeben, sei es Nahrungsmittel oder die Zeit und Kraft im ehrenamtlichen Engagement.“ Auch im Namen von Dekan Georg Fetsch zeigte er sich im Gottesdienst dankbar dafür, „dass das Feuer für den Gabentisch in Peißenberg nicht erloschen ist“.
Diese Ausdauer und Geduld, die die 68 Ehrenamtlichen jede Woche seit zehn Jahren beweisen, stößt auch bei Monika Funk, der jetzigen Geschäftsführerin des Caritasverbandes für den Landkreis Weilheim-Schongau auf Bewunderung. Zeichne man berufliche Anforderungen nach, die es brauche, um beim Gabentisch zu arbeiten, dann komme man an einem Bild von besonders begabten Menschen nicht vorbei. Ausdauer, Fleiß, ein hohes Engagement, ständige Bereitschaft mit anzupacken, eine sehr gute Organisationsfähigkeit, die Fähigkeit als Netzwerker Beziehungen zwischen den Menschen aufzubauen, den Willen, sich von anderen Menschen immer wieder neu überraschen zu lassen, schwierige Situation auszuhalten und gleichzeitig schöne Erlebnisse nicht für sich zu bewahren, sondern zu teilen. „Mit Ihren Fähigkeiten“, so Funk, erfüllen Sie einen wichtigen Auftrag des Caritas-Leitbildes: Sie helfen mit, dass das Leben gelingt.“ Und sie fügte hinzu: „Sie sollen wissen, dass Ihr Engagement von großer Bedeutung für Peißenberg ist.“
Marinus Riedl, ein Gründungsvater des Peißenberger Gabentischs, blickt dankbar zurück auf die zehn Jahre. Vielen Menschen konnte und kann damit geholfen werden. Die Zusammenarbeit in den Teams, aber auch mit den Pfarreien begeistert ihn. „Dass die katholische Pfarrgemeinde nach wie vor ohne irgendwelche Einwände seit zehn Jahren sagt, ihr dürft da rein“, sei für ihn keineswegs selbstverständlich. Als besonderes Zeichen des Dankes konnte er die ersten Elisen-Lebkuchen an die Helferinnen und Helfer verteilen. Die Bäckerei André hatte dafür eigens ihren Backofen angeworfen, berichtete Riedl.
Für ihn wie auch für Hösle, so auch für Eiglmaier spreche deshalb alles dafür, sich beim Gabentisch zu engagieren. Immer wieder brauche man neue Kräfte. „Wir haben immer eine super Stimmung“, wirbt Eiglmaier. Ihr Rat deshalb: „Geh zum Gabentisch und hilf! Wir brauchen gute Leute.“