Der einstige Flüchtling aus Vietnam Hong-Lam Pham arbeitete seit 1990 für die Caritas
Augsburg, 19.12.2018 (pca). Wenn Hong-Lam Pham über sein Leben spricht, kann er viele Abenteuer erzählen. Nichts wies in seinen jungen Jahren darauf hin, dass er eines Tages in Augsburg studieren, bei der Caritas arbeiten würde und gleichzeitig der Übersetzer der theologischen Werke von Papst Benedikt XVI. werden würde. Nun geht Pham, der 1953 auf dem Land in Vietnam geboren war, in den wohlverdienten Ruhestand.
Sein Vater hatte einst ihn für den Priesterberuf vorgesehen. Er studierte dann doch an der Universität von Dalat Sozialwissenschaften und Anglistik und später nach der Machtübernahme durch die Kommunisten im Jahr 1975 Wirtschaftsplanungswesen in Saigon. Pham wollte beim Wiederaufbau nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg helfen. Doch der Katholik war den Machthabern ein Dorn im Auge. 1980 flüchtete er auf einem Boot. Er hatte damals Glück. Das deutsche Rettungsschiff Cap Anamur griff ihn auf hoher See auf.
Im Allgäu sollte er dann sein erstes Jahr zur Eingewöhnung verbringen. Er lernte dort die deutsche Sprache. Freundschaften konnte er mit Deutschen schließen. 1982 kam er schließlich nach Augsburg. An der dortigen Universität studierte er Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaften. Er war so gut und fleißig, dass er zur Promotion zugelassen wurde. Lange war er arbeitslos. Er putzte freiwillig das Pfarrzentrum seiner Gemeinde. Die damalige Pfarrsekretärin wies ihn auf eine Stelle bei der Caritas hin. Er wurde sofort genommen. 1992 begann damit seine Mitarbeit für die Caritas.
Eigentlich wollte er immer in seine Heimat zurück. Doch die politischen Verhältnisse dort haben es ihm
Der einstige Flüchtling Hong-Lam Pham war 28 Jahre bei der Caritas Berater für Flüchtlinge und Asylbewerber.Bernhard Gattner
jahrzehntelang verwehrt. Die Caritas, aber auch alle von ihm beratenen Flüchtlinge und Asylbewerber profitierten davon. Wie kein anderer verstand er, was es heißt, ein Flüchtling zu sein, in einem anderen Land anzukommen, das so anders ist als die eigene Heimat und zwar nicht nur, was die Sprache betrifft. Zunächst arbeitete er für den Caritasverband für den Landkreis Aichach-Friedberg, ab dem Jahr 2000 für den Augsburger Diözesan-Caritasverband. Bis 2004 war er in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber deren Ansprechpartner und Berater in der ehemaligen Augsburger Flakkaserne. Danach wechselte er in die Gemeinschaftsunterkunft in der Augsburger Calmbergstraße, der früheren Hindenburgkaserne. 2017 wurde sie wegen extremer baulicher Mängel von der Regierung von Schwaben geschlossen. Ab 2016 traf man Pham aber schon in der Eichleitner- und Wertachstraße an. Neben seiner Beratertätigkeit war er auch der Vertreter der Caritas in Flüchtlingsprojekten in Kooperation mit der Diakonie, Tür an Tür und der Regierung von Schwaben.
Wer ihm begegnet, trifft einen zutiefst bescheidenen Mann. Wenn er über sein Leben spricht, hört man immer wieder die Wörter „Zufall“ und „Glück“. Was immer er für sein Leben geplant hatte, die zeitlichen Umstände haben ihn auf einen anderen Lebensweg geschickt. „Dankbar“ sei er, sagt er immer wieder. Dabei erwähnt er kaum, dass er es ist, der zwölf grundlegende Werke des großen deutschen Theologen Joseph Ratzinger, des späteren Kardinals und Papstes Benedikt XVI., in die vietnamesische Sprache übersetzte und sie so für die Ausbildung auch der Priesteramtskandidaten in Vietnam zugänglich machte. Auch „Die christliche Gesellschaftslehre“ von Joseph Kardinal Höffner, der früheren langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz findet sich in seiner Übersetzungsliste sowie die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus.
Der "Übersetzer des Papstes" Hong-Lam Pham zeigt stolz seine Übersetzungswerke, damals noch in seinem Büro in der Gemeinschaftsunterkunft in der Augsburger Calmbergstraße. Bernhard Gattner
So blieb Hong-Lam Pham seiner Heimat treu. Nicht nur mit seinen Übersetzungen. Er ist auch Mitglied des Ständigen Ausschusses der Katholischen Laienbewegung Vietnams in der Diaspora e.V. Er blieb seinem Glauben treu, so wie er, wann immer man über Flüchtlinge und Asylbewerber sprach, nie aufhörte, daran zu erinnern: „Über eines muss man sich im Klaren sein: Asylsuchender oder Flüchtling zu sein, ist niemals ein gewolltes Dasein.“ Was ihn neben seinem Glauben dabei getragen hat, erzählte er schon vor einiger Zeit im Kreis der Kolleginnen und Kollegen: „Ich habe, als ich zur Caritas kam, nach einer Arbeit gesucht. Am Ende habe ich so viele liebe Menschen gefunden.“
Seine Übersetzungen der Werke von Joseph Ratzinger:
Salz der Erde (2006), Deus Caritas est (2007), Gott und die Welt (2008), Spe salvi (208), Caritas in veritate (2009), Einführung in das Christentum (2009), Licht der Welt (2011), Jesus von Nazareth Band II. (2011), Jesus von Nazareth Band III (2013), Aus meinem Leben (2014), Eschatologie (2013), Letzte Gespräche (2015).